November – nicht unbedingt der Lieblingsmonat. Aber das schöne Herbstwetter gibt die Möglichkeit, hier mitzuspielen. So darf ich vorstellen, nach 40 Jahren im sonnigen Kalifornien, dem Re-Import nach Europa und einigen Monaten Akklimatisierung:
Bici Corta
Einen von
@morda begonnenen und sehr abwechslungsreichen Thread zum Rigi Bici Corta gibt es im Forum bereits hier
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/darf-ich-bekannt-machen-mein-rigi-bici-corta.118106/
Daraus habe ich für den Aufbau meines Rigi sehr hilfreiche Informationen entnehmen können – vielen Dank allen Beteiligten dafür. Mit dem Verweis auf Ausführlicheres dort, daher an dieser Stelle nur kurz etwas zur Geschichte …
In den späten 1970er Jahren entwickelte der Ingenieur und Unternehmer Giorgio Rinaldi, der bis dahin seinen Lebensunterhalt vor allem mit dem Design und der Produktion von Büro- und Schulmöbeln verdient hatte, ein bemerkenswertes Rennrad-Konzept. Sein Augenmerk lag darauf, die Steifigkeit und Wendigkeit bisheriger Konstruktionen zu verbessern. Nach einiger Tüftelei und Rücksprache mit Radsportlern war das Rigi – benannt nach den ersten Buchstaben seines Namens - geboren. Das Foto veranschaulicht, was an kürzerem Radstand durch die beiden mit dem Tretlagergehäuse und dem Sitzrohrstummel verlöteten Streben möglich ist.
Bei „RIMA“, der Einrichtungsfirma seines Sohnes Marco Rinaldi wurde mit der Produktion des Rigi begonnen und gleich bei seiner Vorstellung auf der Mailänder Messe 1979 sorgte es für einige Furore. Im gleichen Jahr folgte in Italien zwar die Nominierung für einen Designpreis, die Verbreitung des Rigi im Amateur- oder sogar Profiradsport blieb allerdings gering. In Westdeutschland verkaufte ab 1980 immerhin auch Brügelmann die Räder, was sich über mehrere Jahre in den Katalogen niederschlägt. Ein Teil der Produktion ging außerdem in die USA.
Mein Rigi scheint als Nr. 635 aus dem Jahr 1979 zu stammen, dem
@morda sein’s, mit der Rahmennummer 632 dürfte im Werk in unmittelbarer Nähe gehangen haben… Während letzteres offenbar in Europa blieb, ging Nr. 635 an den US-Importeur nach San Diego - hier dessen Produktwerbung aus der Zeit:
In Kalifornien hat es wenig später ein junger Fahrer und Student an der Stanford University erworben, der damals auf seine Berufung ins US-Olympiateam hoffen durfte - leider letztlich vergeblich. So machte er in der Folge mit seinem Rigi bei längeren Touren die Westküste unsicher und verschenkte das Rad 1987, noch immer in gutem Zustand, an einen Sportsfreund. Der sollte es jedoch nie nutzen, statt dessen hing das Rigi in der Garage, bis 33 Jahre später der Entschluss zum Verkauf reifte.
Aus purem Zufall bin ich auf die Annonce gestoßen, die schon ein paar Wochen online war. Tage später war das Rigi im sommerlichen Germany. Es war mit unterschiedlichsten Teilen ausgestattet, die mir nicht wirklich passend erschienen, ein LRS war nicht dabei. Nach kompletter Demontage, Säuberung und Konservierung kamen daher Anbauteile ins Spiel, die nur darauf gewartet hatten, das Rigi vervollständigen zu dürfen. Übernommen habe ich:
- Natürlich den speziellen Gian Robert-Umwerfer.
- Die Campagnolo Record-Kurbeln, 3ttt Vorbau, Lenker 3ttt Superleggero und – passend wie kurios – gelbe Weinmann-Zughüllen.
Das wurde dann komplettiert durch:
- Einen LRS mit Nisi Sludi 290-Felgen und O.M.A.S. Naben/Schnellspannern, Ergal-Kranz von Everest, moderner Campagnolo C9-Kette (schön flexibel für sauberes Schalten beim kurzen Radstand), Schaltwerk ist ein Super Record pat.79 mit Alu-Bolzen von O.M.A.S.
- Kettenblätter sind gedrillte Sugino mit Alu-Kettenblattschrauben, Sattel 3ttt SL, Super Record-Stütze in 27,2 mm, durchbrochene
Nuovo Record Schalthebel, Super Record Bremsgriffe, zudem Record-Bremsen, erleichtert mit O.M.A.S.-Bremsbolzen aus Titan und Alu, sowie Alu-Muttern für die Bremsschuhe, Steuersatz O.M.A.S., Super Record-Pedale, Flaschenhalter FT Bologna, Lenkerband Shiny-Tape.
- Aufwendiger gestaltete sich die Suche nach einer geeigneten Tretlagerwelle – die montierte in 114,5 mm war für ein funktionales Zusammenspiel von rechter Kurbel und der speziellen Umwerferposition deutlich zu kurz. Geholfen hat dann eine Shimano XT-Welle in 122 mm, die soweit sehr gut mit dem Gian Robert harmoniert und entsprechend sauberes Schalten ermöglicht, ideal wäre aber wohl eine Wellenlänge von 120 mm.
Obwohl nicht als explizite Zielsetzung verfolgt, ist das Rigi bei dieser Ausstattung trotz des bleischweren XT-Innenlagers ziemlich leicht geworden – die Waage zeigt mit allem komplett, wie auf den Fotos zu sehen, 8,7 kg.
Mit dem kurzen Radstand von genau 95 cm fährt es sich natürlich richtig agil – ein echtes Erlebnis in Kurven. Das bedeutet aber keineswegs, dass es auf gerader Strecke unangenehm unruhig wäre. Auch die deutliche Steifigkeit im Tretlagerbereich ist spürbar, insgesamt macht das Rigi einfach richtig viel Spaß und beim Blick nach unten Richtung Tretlager/Sitzstreben bin ich wohl jedes Mal wieder am Grinsen..
Nun nochmal Fotos: