Drei Randonneure, vier Meinungen.
Zum Hintergrund: Hiermit bin ich PBP 2023 gefahren. 650Bx42 Rene Herse Babyschühchen in Endurance-Version. Sondelux-basierte Lichtanlage und Backup/Zusatz-Akkubeleuchtung. Gewicht will ich lieber nicht so genau wissen.
Das Rad hat Spaß gemacht und ich fand es witzig, diese traditionsreiche Veranstaltung halbwegs "in style" zu fahren. Außerdem ist sowas ein "Conversation Starter": Du hast direkt Kontakt zu den anderen Freaks auf 650b sowie eine Art Oldtimer-Bonus bei den Leuten auf modernem Gerät. Mindestens zweimal haben mich schnellere Gruppen ein Stückchen eingeladen, und das einzige, was ich dafür tun musste, war ein klassisch angehauchtes (nicht einmal echt altes) Rad zu fahren. Zuschauer und Helfer freuen sich auch, einem fiel sogar tatsächlich der dezente Tricolore-Look auf… das dunkelblaue
Lenkerband zum gegebenen weinrot/elfenbein war natürlich Absicht.
Ob es jetzt die ideale Wahl war, die ich auch weiter empfehlen würde (gerade als langsamerer Fahrer), da habe ich aber meine Zweifel. Here's why:
Für die härtere Strecke bei PBP setze ich lieber auf breitere
Reifen und Laufräder im 650b Format.
Ist PBP wirklich härter? Das ist die spannende Wahrnehmungsfrage: Es ist weit und hügelig, und ich habe Leute über den Asphalt fluchen hören… mich allerdings gefragt, wieso. Ja klar, auf den 650ern hatte ich da gut reden. Aber die Stellen, an denen ich dachte: "Geil, gut dass ich 650B fahre!" waren eigentlich echt selten… diese Momente habe ich z.b. bei den Brevets ab Twisteden weitaus öfter (Kopfsteinfplaster, Schotter, ...).
weit über 90 Prozent aller Teilnehmer waren auf Rennrädern mit 23 oder 25 mm
Reifen unterwegs
2023? Das bezweifle ich. Vielleicht bei den ganz schnellen Gruppen? Hinten dran sowie bei den 84-Stunden-Startern bin ich der Meinung, mehrheitlich 28-32 mm gesehen zu haben.
Ich habe mich auf der Cyclingworld darüber bereits mit Tom Becker von Meerglas unterhalten.
Dangit! Das war es, was ich auf der Cyclingworld noch angucken wollte. Wo war denn der Stand? Mist, übersehen…
Allerdings mit 13 bis 36 Zähne und einem aktuellen 9fach MTB Shadow Schaltwerk. Das wird dann mit 9fach Lenkerendschalter betätigt. Vorne dann eine Kurbel mit 48 und 32 Zähnen. Je nach Steigung habe ich dann notfalls eine leichte Untersetzung. Bin ja nicht gerade eine Bergziege und bergauf schieben kann ich noch schlechter als fahren.
Das klingt vernünftig. Ich hatte drei Zähne Untersetzung, die ich kaum je gebraucht hab. Aber für den Fall der Fälle sicher gut zu haben. Wirklich steil ist es ja selten, spontan erinnere ich nur den finalen Hügel zurück nach Mortagne-au-Perche als "wiegetritt-pflichtig". Aber der wirkt nach 1100 km sicher auch steiler, als er eigentlich ist
man mag ja mit schmaleren
reifen zweidrei km/h schneller sein, aber entscheidend ist die allgemeine beanspruchung des fahrers.
Und das frage ich mich halt im Nachinein: Wenn es zwei-drei km/h sind, ist das massiv. Wenn es z.B. statt 20km/h deren 22 wären, dann spart das fünfeinhalb Stunden reine Fahrzeit. Das ist zum Beispiel jeden Tag eine Stunde mehr liegen und am Ende noch eine Stunde eher im Ziel.
Ich empfehle auch KEINEN Dynamo, sondern gute Batteriebeleuchtung & Nachladen (oder Lithium Mignon-Zellen) - Das spart nochmal Watt .
Ich mag die Nächte, und ich brauchte sie auch, um es in der Zeit zu schaffen: Da war Dynamolicht einfach eine Sorge weniger. Bei Tageslicht konsequent Licht aus, dazu ein Batteriebackup, das in der Dämmerung auch reicht.
Noch ein wesentlicher Grund der für 622-er Laufräder spricht ist die (unvergleichlich gute) Ersatzteilversorgung - falls nötig.
Und das wäre wohl der finale Grund, wieso ich an der 650b-Geschichte für PBP (!) zweifle und der mir erst auf der Fahrt nach Paris so richtig in den Sinn kam. Ich hab dann vor dem Start mit zwei 650B-Fahrern gesprochen, ob die wissen, wie es mit Schläuchen unterwegs aussieht. Wusste keiner. Einer fuhr tubeless und verließ sich drauf, der andere war Finne und ganz erstaunt, dass ich in Deutschland gelegentlich Platten habe – in Finnland gibt's wohl Getränke im Außerhausverkauf nur in Dosen.
Ich bin jedenfalls etwas ängstlich geworden: Die grüne Satteltasche ist da ausschließlich, um drei Ersatzschläuche zu transportieren (und am Ende ungeöffnet wieder in Rambouillet angekommen
). Ich hab an den Kontrollen nicht gefragt, aber jedenfalls in der Auslage der Reparaturshops habe ich kein 650B-Material gesehen.
Und da reden wir noch gar nicht von kaputten Mänteln oder Laufrad-Defekten. Einen Mantelflicken hatte ich dabei, aber wie weit der einen bringen würde – keine Ahnung.
Am Ende ist das Gras beim Nachbarn vermutlich immer grüner. Wäre halt spannend, wie es z.B. mit 32mm (womöglich tubeless), ein paar Kilo weniger Gewicht und windschnittigerer Gepäckverteilung aussehen würde. Mal sehen, vielleicht probiere ich das 2027 ja mal aus.
In jedem Fall: Viel Spaß beim Planen!