So, jetzt mal ein längerer Text wie es mir im Moment geht. Wenn`s zu lange ist dann einfach ignorieren
POSITIV: Mir geht es deutlich besser. Die Immuntherapie schlägt an. Besonders hervozuheben ist, daß der Schwindel so gut wie weg ist, ab und an habe ich ein leichtes "Unsicherheitsgefühl", aber das ist deutlich besser zu ertragen als dieser furchtbare Schwindel.
Vor 2 Wochen habe ich mit Lauftraining begonnen. 1km gehen, 1km ganz locker traben, das ganze 3x und das 2x/Woche. Ist sehr anstrengend aber bis jetzt ohne die bei Long-Covid so typischen "Crashs" über die Bühne gegangen. Bin froh, endlich wieder richtig laufen zu können!!!
Beim Radfahren sind 30km bis max.55km möglich, ein paar Hügel dürfen dabei sein, dann bin ich aber schon bedient. Aber immerhin! 2-3x/Woche sind drin.
Schwimmen ist nicht möglich. Meine Rumpf/Rückenmuskulatur ist quasi nicht mehr vorhanden, die muss ich erstmal wieder aufbauen um nicht zuviel Kraft einsetzen zu müssen und Kraft ist das, was ich nicht mehr habe.
Daher mache ich 2x-3x/Woche Krafttraining zu Hause ( angesichts der explodierenden Infektionszahlen setze ich keinen Fuß in mein Fitnessstudio ) und zwar mit HIIT-Übungen für Einsteiger, 15min reichen schon um mich an die Belastungsgrenze zu bringen. Aber, es läuft.
Was mich zusätzlich voran gebracht hat ist die Atem&Kältetherapie nach Wim Hof. Mittlerweile mache ich jeden Morgen die Atemübung, dusche anschließend 3-4 Minuten eiskalt ohne warm einduschen und mache anschließend autogenes Training oder Meditation. Das hat mich mental stark gefestigt!
Beim arbeiten bin ich bei 25Std/Woche, und das reicht auch schon, mehr schaffe ich nicht. Aber, das reicht, um finanziell sicher zu sein. Meine Kundschaft hat sich schon dran gewöhnt daß es nun eben länger dauert mit Terminen.
Bücher lesen ist kein Problem mehr, ich lese soviel wie möglich, beim Filme schauen muss ich weiterhin schwer aufpassen und darf mich mit nichts anderem beschäftigen ( bis vor der Infektion im Februar war es für mich kein Problem gleichzeitig einen Film zu schauen und die Buchführung zu erledigen, mitbekommen habe ich die Handlung trotzdem zu
100% ), aber ich kann den Handlungen folgen ohne ständig meine Freundin fragen zu müssen was da vorhin passiert ist
Grob gesagt bin ich bei 60% Alltag und 20% Sport angekommen.
NEGATIV :
Meine Neurologin und ihre Kollegen sind ehrlich und knallhart zu mir. Sie können mir nicht versprechen daß ich jemals wieder so gesund werde wie vor der Infektion. Es fehlen die Erfahrungswerte. Meine Erkrankung ist bei weitem nicht so schwer wie die von anderen, aber immer noch schwer genug um mittlerweile als CFS-Kranker ( "Chronisches Fatique Syndrom", Klassifikation nach ICD-10 G93.3 ) eingestuft zu werden. Nach weiterführenden Untersuchungen habe ich aktuell Stufe 1, also die "leichte" Form mit einer Lebenseinschränkung von ca. 40%.
Die vollständige Heilungschance liegt hier bei 0% bis 31%. Medikamente gibt es keine, das vielversprechende Medikament BC007 von Berlin Cures bekommt zu wenig Geld für Studien und Forschung. Man kann also nur die Symptome behandeln.
Sollte BC007 irgendwann zugelassen werden wird es für viele Menschen zu spät sein. Die Schäden durch Long-Covid bzw. ME/CFS sind bei vielen schon irreparabel.
Aktuell geht man von ca. 200000 Long-Covid-Fällen in D aus( Zahl steigt stetig ), hinzu kommen 2500000 ME/CFS-Erkrankte aus der Zeit vor 2020.
Schlechte Phasen habe ich weiterhin, sie tauchen immer wieder auf und kommen ohne Vorwarnung. Dann fühle ich mich grippig, erschöpft, müde, kraftlos, habe starke Muskelschmerzen. Diese Phasen sind kaum zu ertragen, zum Glück dauern sie mittlerweile nicht mehr mehrere Tage sondern sind gegen Nachmittag überwunden, aber die Zeit bis dahin ist die Hölle. ABER, diese Phasen kommen immer seltener.
Mein Blut weist die für Long-Covid bzw. ME/CFS-typischen Micro-Clots auf, also kleinste Gerinnsel in den Arterien.
Es fällt mir weiterhin schwer, einer Unterhaltung mit mehreren Personen zu folgen. Ich habe dann das Gefühl, mein Kopf würde explodieren. Wird aber auch langsam besser.
Desweiteren bin ich immer noch sehr lärmempfindlich, was ich früher nicht war. Außerdem kommen an manchen Tagen massive Sehstörungen hinzu.
Ich habe an beiden Händen einen Tremor entwickelt, links ist der Zeigefinger der ab und an zittert und zuckt, rechts Daumen und Zeigefinger. Dieses Symptom macht mir richtig Angst, denn meine Hände sind mein Kapital! Laut meiner Neurologin ist dieses Symptom leider auch typisch, sollte es länger anhalten gibt es Medikamente die auch bei Parkinson eingesetzt werden, aber ich nehme nun schon soviel zu mir daß ich erstmal abwarten will ob dieses Symptom evtl. von alleine wieder verschwindet.
Temperaturschwankungen vertrage ich nicht mehr, ebenso schwüle Hitze oder Schwüle allgemein.
8kg habe ich zugenommen, und obwohl ich seit Wochen im Kaloriendefizit bin nehme ich kein Gramm ab. Laut meiner Neurologin ist mein Stoffwechsel "zerschossen" und es wird dauern, bis das wieder in Gang kommt. Leider ist es auch möglich, daß ich gar nicht mehr abnehme
Ich bin und bleibe aber weiterhin zuversichtlich daß ich vollständig geheilt werde, selbst wenn es Jahre dauert.