Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster: Die Zielgruppe von Komoot ist nicht das Rennrad, sondern der Freizeitsportler. Das sieht man m.M.n. an der überwiegenden Anzahl an Fotos ohne jeglichen Bezug zum Rennradsport. Einem Freizeitradler dürfte es völlig egal sein, ob da eine 5m-Treppe im Weg ist. Der schiebt dann kurz.
Der Rest von
hier ist lt. OSM durchweg asphaltiert (der OSM-Tag <surface=asphalt> ist gesetzt) und für Fahrräder explizit nicht verboten (der OSM-Tag <bicycle=no> fehlt). Die OSM-Tags dazu kann sich jeder
direkt anschauen. Ob das nun alles so in Wirklichkeit stimmt, kann ich nicht beurteilen. Das können die Programmierer von Komoot aber auch nicht. Hier muss man sich auf OSM verlassen. Und darin liegt das Dilemma: Jeder kann sich bei OSM anmelden und das Kartenmaterial bearbeiten. Das ist einerseits sehr gut und andererseits sehr schlecht. Gut wegen der verblüffenden Aktualität und den niedrigen Kosten die alle gerne mitnehmen, schlecht wegen der leider nicht immer korrekt oder auch lückenhaft gesetzten OSM-Tags. Ich kenne hier in meiner Umgebung viele asphaltierte Wege, die regelmäßig selbst von größeren Rennradgruppen genutzt werden, sich dies aber in den OSM-Tags so aber nicht widerspiegelt (einzig der OSM-Tag <surface=asphalt> deutet darauf hin). Was ein Geschrei, wenn Komoot hier jetzt seinen Code ändern und nur noch stur nach
100% richtig gesetzten OSM-Tags vorschlagen würde, bspw. durch den sich sofort aufdrängenden OSM-Tag <bicycle=designated>, der fehlt in den OSM-Karten ganz oft). Viele Strecken würden sofort gedropt werden. Den Shitstorm in Richtung Komoot will ich mir gar nicht ausmalen wollen.
Das ist ein leider Fakt, den die Komootprogrammierer - so wie ich das sehe - bewusst einkalkulieren müssen. Da werden Strecken bisweilen an wenigen OSM-Tags ausgerichtet (im
Beispiel vmtl. an <surface=asphalt> und dem fehlenden OSM-Tag <bicycle=no>, die Grundvoraussetzung für Rennrad), und im Falle der 5m-Treppe fällt dies dann nicht ins Gewicht. Dafür wird die Treppe aber explizit an der Seitenleiste ausgegeben. Da kann sich jetzt jeder überlegen, ob er das Hindernis ob des sonst asphaltierten Weges in Kauf nimmt oder
mit einem einzigen Drag&Drop die Strecke dann doch lieber auf die Straße zieht.
Und der Vergleich mit dem Mototrradfahren hinkt doch etwas, denn die OSM-Tags für Straßen sind um Welten leichter in eine Routingsoftware zu implementieren, als die OSM-Tags für Straßen & Wege
gleichzeitig. Das musste ich auch erst lernen, als ich meine
Wahoo-Karten anders gelayoutet hatte. 90% der Zeit gingen für Wege drauf. Und auch ich musste dabei viele Kompromisse eingehen, damit mein
Wahoo alle fürs Rennrad fahrbaren Straßen und Wege darstellt, und alle anderen weglässt.
Was wäre die Alternative bei Komoot? Ein Schalter an der Seite, dass man explizit nur Straßen fahren will. Das denke ich würde Komoot sogar ganz leicht einprogrammieren können. Aber bitte wirklich nur als Schalter und nicht hart codiert für Rennradnutzung. Denn auf die vielen asphaltierten Wege (nicht Straßen) die wir regelmäßig im Sommer im Erzgebirge fahren, will ich beim besten Willen nicht mehr verzichten. Und die habe ich erst gefunden, nachdem ich begann Komoot zu nutzen.