AW: Was war eure längste Tagestour?
Längste Tagestour 2006 waren wohl die 540km bei Trondheim-Oslo und/oder die 24 Runden bei Rad am Ring. Ich dachte dieses Jahr könnte ich étwas weiter kommen - klappte aber nicht.
Dazu ein kleiner Bericht, den ich schon mal für woanders geschrieben hatte:
Nach den guten Ergebnissen letztes Jahr bei T-O und dem 24 Stunden Rennen am Ring wollte ich dieses Jahr wieder ein richtig langes Rennen machen. Bei der Terminfindung blieb mir wegen verschiedener anderer Termine eigentlich als letzte Möglichkeit die Kainachtaltrophy übrig. Ein 24 Stunden-Benefiz-Rennen, dass Teil des österreichschen UMTC Cups (Ultra Langstrecken Serie) ist.
Der Veranstaltungsort bei Graz in Ösiland ist nicht gerade um die Ecke. Freitags um 13.00 Uhr machte ich mich auf die Reise und kam pünktlich nach der Fahrerbesprechung um 21.00 Uhr dort an und schlug mein Lager auf dem Zeltplatz auf. Immerhin hatte der bis dato vorherrschende Dauerregen aufgehört und die Wetterbedingungen versprachen gut zu werden.
Start war am Samstag um 10.30 Uhr, bis dahin hieß es ruhig zu bleiben, gut frühstücken und alle notwendigen Sachen am Rad und für die Verpflegung herrichten.
Mein Plan war eigentlich einfach – ich wollte anfangs nicht überziehen und ein ruhigeres Tempo fahren, um mich dann vielleicht später in eine zügigere Gruppe einzuklinken, da ich befürchtete, dass die Spitze am Anfang ziemlich aufs Gas drückt.
So war’s dann auch. Mit Startschuss losgeprügelt wie die bescheuerten und „wie geplant“ ich natürlich mittendrin. Anfangs war es eine große Gruppe mit allen Favoriten und den schnellen Staffeln, aber mit der Zeit fielen immer mehr Fahrer aus der Gruppe raus. Die Strecke ist ein Brett ebener Rundkurs von 6,7km und es wurde gefahren wie im Kriterium, das heißt eben auch nach jeder Kurve wieder voll antreten, vor allem wenn man nicht weit vorne im Feld ist. Verpflegt wurde ich erstklassig von meiner Freundin. Sie reichte mir in den ersten Rennstunden fliegend Getränke und Essen an. Das ganze ging so rasend schnell, dass ich selbst etwas erstaunt war: Die ersten 200km hatten wir einen 40er Schnitt drauf!!. Irgendwie kam ich zu der Fehleinschätzung, ich könnte da eine Weile mitfahren, ohne mich allzu sehr kaputt zu machen.
Ziemlich schnell kam dafür dann aber die Quittung. Ich flog endlich auch aus der Spitzengruppe raus, hatte aber Schwierigkeiten weiter ins Renne zu finden. Mit meinem Magen war recht wenig los, ich konnte schlecht essen musste dafür ein paar Mal aufs Häuschen. War nicht schön und hatte den weiteren Nachteil, dass die Sitzcreme dabei drauf ging.
Ab da war es eigentlich nur noch Kampf und Krampf. Ich fuhr erst mal weiter mit dem Zwischenziel 400km, dann dasselbe Spiel mit dem Zwischenziel 500km. In der Zwischenzeit hatte ich massive Sitzprobleme (das brauchte dann auch ein paar Tage, bis es wieder verheilt war). Das wurde wohl durch den miserablen Straßenbelag dort hervorgerufen. In meiner Versorgungskiste am Streckenrand hatte ich zwar Creme hinterlegt, aber als ich endlich zum Nachschmieren angehalten habe, war ich wohl schon so angeschossen, dass ich die Creme nicht gefunden habe. Ist aber sowieso zweifelhaft, ob mir das viel geholfen hätte. Außerdem machte mir die Schulter sehr zu schaffen. Durch Schonhaltung des rechten Arms (Sehnenreizung vom Klettern) habe ich wohl alles auf links verschoben und so starke Schmerzen in der linken Schulter verursacht. Essen/Trinken/Magen war unter aller Kanone. Mir war ständig leicht schlecht und der Magen war total übersäuert. So habe ich etwa 6 Stunden lang weiter nichts gegessen und kaum getrunken – nicht zur Nachahmung empfohlen. Nach 17:20 Stunden Renndauer habe ich dann aufgehört. Ich habe mich erst mal ins Zelt gelegt. Ich dachte nach einer Schlafpause von 2-3 Stunden könnte ich evtl. weiter fahren. War aber nicht. Zunächst kämpfte ich noch eine Weile mit der Übelkeit und der generellen Erschöpfung. In der Nacht war es auch ordentlich abgekühlt und ich war ziemlich durchgefroren. Nach gut 2 Stunden unruhigem Schlaf bin ich wieder aufgewacht und da war sofort klar, dass ich an weiter fahren nicht denken brauche.
Ich habe den Rest des Vormittags versucht wieder ein bisschen auf die Beine zu kommen (vorsichtig Essen und Trinken usw.), in aller Ruhe geduscht und mir dann die letzten Rennstunden als Zuschauer angeschaut.
Das Finale war recht spannend. Marko Baloh (Inhaber diverser Langstrecken Rekorde) und Christoph Strasser (durch seinen Sieg beim Glocknerman amtierender Langstrecken Weltmeister) fuhren mit den schnellsten Staffeln auf die letzten Runden. Erst in der letzten Runde hat Strasser das Tempo nicht mehr halten können, so dass Baloh mit sagenhaften 893km gewann.
Ich war mit meiner bescheidenen Fahrtzeit auf 530km (80 Runden) gekommen und lag damit am Ende im hinteren Mittelfeld. Ziel verfehlt; ich schätze eigentlich, dass die 100 Runden, die ich mir vorgenommen hatte, gut drin sein müssten (bei richtiger Renneinteilung) und damit wäre zumindest Top 10 drin gewesen. Aber ich bedauere den Abbruch kein bisschen. So schlecht wie es mir ging, hätte ich mit einer erzwungenen Weiterfahrt auch massive Probleme bekommen können. Nächstes Mal weiß ich es (hoffentlich) besser. Und ein nächstes Mal wird es bestimmt geben. Für nächstes Jahr habe ich mir mal grob ein bis zwei 24 Stunden Rennen vorgenommen (z.B. in Kehl, evtl. Rad am Ring oder Schötz – mal sehen). Da teile ich dann die Zeit bestimmt besser ein ……