Hilfeleistung. Notruf wählen oder nicht?

[carmol]

Ich denke, man kann sagen, dass man sobald man für sich entschieden hat, nicht ignorant weiterzulaufen -/fahren und sich überlegt, was zu tun ist, die Antwort eigentlich immer ist: Notruf wählen.

Da bin ich anderer Meinung. Es muss in jedem Fall eine konkrete Beurteilung der Situation vorgenommen werden. Wenn ich nach einem Sturz mit blutendem Bein am Boden hocke, dann kannst du mich zwar gerne fragen, ob ich Hilfe benötige. Aber du brauchst mich nicht automatisch beim Notruf und möglicherweise der Polizei zu melden, wenn ich das nicht will.

 

[Nordland]

Aktuell wird ja gemeldet "Krankenkassenbeiträge könnten massiv ansteigen". Zum Beispiel vom 16,3% auf 19,3%. Tschüss, Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft! Mir ist es egal, mein Arbeitsplatz ist sicher.

Wer dann schreibt, man solle "eigentlich immer [...] den Notruf" wählen, befeuert das, was viele Rettungsdienste beklagen: Wichtige Ressourcen werden gebunden und stehen nicht zur Verfügung, weil Bagatellen aufgebauscht werden (endlich ist mal was los, und ich bin der Held, weil ich so mutig bin, mein Handy zu zücken und den Notruf zu wählen) oder weil man sich nicht die Mühe gibt, wie @carmol schrieb, eine konkrete Beurteilung der Situation vorzunehmen.

Respekt verdient hat derjenige, der bei Bedarf auch mal kurz selbst hilft.

 

[Teutone]

Wer dann schreibt, man solle "eigentlich immer [...] den Notruf" wählen, befeuert das, was viele Rettungsdienste beklagen: Wichtige Ressourcen werden gebunden und stehen nicht zur Verfügung, weil Bagatellen aufgebauscht werden

Interessanterweise vertrat einer unserer regelmäßigen Ersthelfer-Ausbilder vom DRK die Ansicht (die er auch allen immer wieder nahelegte), jemanden, der augenscheinlich ins KH müsste, bloß nie selbst hinzufahren. Und ich meine damit keine Wirbelsäulenfraktur oder Herzinfarkt, sondern gebrochener Arm, Schulter, Schnittwunden, Gehirnerschütterung, dieses "Notaufnahmenzeugs" halt. Im Verwandten-, Bekannten-, Kollegenkreis, wo das durchaus pragmatisch scheint. Die Schnapsleiche vom Bahnhof würde ich tatsächlich auch nicht selber fahren.

"Immer 112 wählen, erspart einem Verkehr, Wartezeiten, vollgekotztes Auto, und man wisse ja nie, etc."

Fand ich ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil es genau dem widerspricht, was eigentlich Konsens bei den Rettungsdiensten scheint, dass eher zu oft als zu selten angerufen wird.

 

[carmol]

Fand ich ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil es genau dem widerspricht, was eigentlich Konsens bei den Rettungsdiensten scheint, dass eher zu oft als zu selten angerufen wird.

Ich würde allerdings auch niemanden in die Notaufnahme fahren. Die Notwendigkeit, erste Hilfe zu leisten um schlimmeres zu verhindern, verstehe ich sehr gut.

Aber als darüber hinaus gehenden Dienstleister möchte ich nicht auftreten. Wenn der Verletzte wirklich in die Notaufnahme muss, dann soll er, wenn er soweit transportfähig ist, mit einem Taxi ins Spital fahren (oder jemanden anrufen, der ihn abholt). Wenn das nicht geht, dann ginge es auch mit meinem Wagen nicht.

 

[*cl*]

Interessanterweise vertrat einer unserer regelmäßigen Ersthelfer-Ausbilder vom DRK die Ansicht (die er auch allen immer wieder nahelegte), jemanden, der augenscheinlich ins KH müsste, bloß nie selbst hinzufahren. Und ich meine damit keine Wirbelsäulenfraktur oder Herzinfarkt, sondern gebrochener Arm, Schulter, Schnittwunden, Gehirnerschütterung, dieses "Notaufnahmenzeugs" halt. Im Verwandten-, Bekannten-, Kollegenkreis, wo das durchaus pragmatisch scheint.

Ich fuhr meine Frau mal mit üblen Rückenschmerzen in die nächstgelegene Notaufnahme. Wurde wieder weggeschickt. Später in der Uniklinik wurde ein Wirbelbruch diagnostiziert…

 

[Teutone]

Ich fuhr meine Frau mal mit üblen Rückenschmerzen in die nächstgelegene Notaufnahme. Wurde wieder weggeschickt. Später in der Uniklinik wurde ein Wirbelbruch diagnostiziert…

..und ich sagte noch explizit, "von Wirbelfrakturen mal abgesehen", bzw. dem Verdacht, da lässt man fahren.

 

[Teutone]

Aber als darüber hinaus gehenden Dienstleister möchte ich nicht auftreten. Wenn der Verletzte wirklich in die Notaufnahme muss, dann soll er, wenn er soweit transportfähig ist, mit einem Taxi ins Spital fahren (oder jemanden anrufen, der ihn abholt). Wenn das nicht geht, dann ginge es auch mit meinem Wagen nicht.

Ich schrieb daher auch "Verwandten-, Bekannten-, Kollegenkreis". Klar, muss keiner, aber es sind halt übliche Überlegungen, den Sohn mit nem Splitter im Auge, den Kollegen auf der Baustelle mit Nagel in der Hand, eben ins KH zu fahren. Druckverband etc. haben wir ja gelernt. Aber wie gesagt, wurde nicht nur gesagt, "Danke, muss nicht!", sondern sogar "lasst das bloß sein!".

 

[carmol]

Ich schrieb daher auch "Verwandten-, Bekannten-, Kollegenkreis".

Damit hast du natürlich Recht, das hatte ich überlesen.

 

[VeloNico]

Die meisten Bagatellen fahren wir weil es auf der einen Seite ein zu hohes bzw falsches Anspruchdenken gibt. Stichwort Rückenschmerzen seit Wochen.
Dann die Pflegewohnheime, die uns nach Sturz dazu holen und meinen, dass jeder geröngt werdn muss, eben auch wenn sbsolut keine Anzeichen für irgendwelche Verletzungen. Da werden die Pfegekräfte aber auch falsch instruiert.
Dann die Betriebe, wo seit ein paar Jahren die Falschinformation kursiert, dass jede Verletzug mit dem Rettungsdienst gefahren werden muss. Da fahren wir dann schon mal ne simple Schnittwunde.
Die Liste kann man weiter führen.

Im Zweifelsfall immer Anrufen, keine Frage

 

[*cl*]

Da fahren wir dann schon mal ne simple Schnittwunde.
Die Liste kann man weiter führen.

Ernsthaft?

 

[Kathrin74]

In weit ist man eigentlich versichert, wenn man selbst den Kollegen/Freund/Verwandte ins KH fahren will und es kommt unterwegs zu einer Verschlechterung, welche im RTW behandelt werden könnte? Es soll ja Kollegen/Freund/Verwandte geben, die einem danach ans Bein pi.... wollen?

 

[Schwarzwaldyeti]

Fand ich ehrlich gesagt etwas befremdlich, weil es genau dem widerspricht, was eigentlich Konsens bei den Rettungsdiensten scheint, dass eher zu oft als zu selten angerufen wird.

Da geht es aber eher um solche Dinge, wie sich mit dem Rettungsdienst wegen Schnupfen, Grippe o.ä. ins nächste KH fahren zu lassen.

 

[Labbeduddel]

Da geht es aber eher um solche Dinge, wie sich mit dem Rettungsdienst wegen Schnupfen, Grippe o.ä. ins nächste KH fahren zu lassen.

Nenene, KH-Transport erst ab Männergrippe!

 

[KaGro]

Ich habe den Eindruck, dass man, wenn man mit dem Rettungsdienst eingeliefert wird, man quasi auf einer "fast line" ist - während man bei nicht "offensichtlichen" Verletzungen, in der Notaufnahme bei Selbsteinlieferung potentiell nieder prior behandelt wird.

Macht ja auch irgendwie Sinn, dass man sich bei der triage auf Aussagen vom Fachpersonal verlässt.

 

[VeloNico]

In weit ist man eigentlich versichert, wenn man selbst den Kollegen/Freund/Verwandte ins KH fahren will und es kommt unterwegs zu einer Verschlechterung, welche im RTW behandelt werden könnte? Es soll ja Kollegen/Freund/Verwandte geben, die einem danach ans Bein pi.... wollen?

Das ist exakt eines der Probleme mit denen wir viel zu tun haben, die „Angst“ vorm Kadi
So lange der Patient geschäftsfähig ist, droht dir da überhaupt nichts.

Versichert bist du mit deiner Kfz Haftpflicht, die unterscheidet bei Beifahrern nicht nach Gesundheitszustand.

 

[VeloNico]

Ich habe den Eindruck, dass man, wenn man mit dem Rettungsdienst eingeliefert wird, man quasi auf einer "fast line" ist - während man bei nicht "offensichtlichen" Verletzungen, in der Notaufnahme bei Selbsteinlieferung potentiell nieder prior behandelt wird.

Macht ja auch irgendwie Sinn, dass man sich bei der triage auf Aussagen vom Fachpersonal verlässt.

Eines der nächsten Beispiele warum der Rettungsdienst „benutzt“ wird.
Durch eine Triage in den Notaufnahmen wird man dem aber etwas Herr.

 

[Teutone]

Das ist exakt eines der Probleme mit denen wir viel zu tun haben, die „Angst“ vorm Kadi
So lange der Patient geschäftsfähig ist, droht dir da überhaupt nichts.

Versichert bist du mit deiner Kfz Haftpflicht, die unterscheidet bei Beifahrern nicht nach Gesundheitszustand.

Sie meint wohl, Kollege hat Herzstechen, Unwohlsein, Du fragst, ob Du ihn zum Arzt oder KH fahren sollst, und unterwegs kollabiert er. Denke aber auch, hier war man sich einig, und gut ist. Wenn er aber selbst auf den RTW drängt, sollte man ihn aber sicherlich nicht bedrängen, das selbst zu übernehmen.

 

[rennradler1]

Ernsthaft?

Wir werden angerufen wegen Kopfschmerzen seit zwei Tage, wegen Fieber 39°, wegen Brechdurchfall……
Alles, womit man zum Hausarzt gehen sollte.
Dann kommen noch die besonders schlauen, die anrufen, weil sie meinen so schneller behandelt zu werden in der NA.
Die Liste ist endlos, von Regelschmerzen über Blähungen bis zu Gegenständen die bei der Selbstbefriedigung im Körper verschwunden sind, wird man zu allem gerufen.
Die „richtigen“ Notfälle überlegen dagegen oft zu lange, ob sie den Rettungsdienst bemühen sollen.

 

[Kathrin74]

Man fährt dann selbst mit dem Knochenbruch ins Krankenhaus... Ist ja nicht lebensbedrohlich...

 

[solution85]

Wir werden angerufen wegen Kopfschmerzen seit zwei Tage, wegen Fieber 39°, wegen Brechdurchfall……
Alles womit man zum Hausarzt gehen sollte.
Dann kommen noch die besonders schlauen, die anrufen weil sie meinen, so schneller behandelt werden in der NA.
Die Liste ist endlos, von Regelschmerzen über Blähungen bis zu Gegenständen die bei der Selbstbefriedigung im Körper verschwunden sind, wird man zu allem gerufen.
Die „richtigen“ Notfälle überlegen dagegen oft zu lange, ob sie den Rettungsdienst bemühen sollen.

Und zwischendurch wird man noch angegriffen.
Danke das es solche "Idioten" gibt, die solche Jobs machen.